Microneedling: Was der Beauty-Trend wirklich kann – und wo die Risiken liegen (2025)

Microneedling ist ein Trend, der mit tausenden kleinen Stichen Großes verspricht: weniger sichtbare Falten, verblassende Pigmentflecken und Dehnungsstreifen, mehr Glow für die Haut. Unter Prominenten und Skinfluencern in den sozialen Medien ist es schon lange beliebt, sich mittels kleiner Nadeln – angebracht auf einem sogenannten Dermaroller oder Dermapen – behandeln zu lassen.

Doch was genau ist Microneedling? Wie läuft eine Behandlung ab? Bringt es wirklich etwas und kann es auch Risiken geben?

Was ist Microneedling?

Microneedling ist ein minimalinvasiver Eingriff, bei dem der Haut durch feine Nadeleinstiche ganz gezielt Verletzungen zugefügt werden. Diese sollen einen natürlichen Heilungsprozess auslösen, indem spezielle Zellen in der Haut angeregt werden, Kollagen und Elastin zu produzieren – die sogenannten Fibroblasten. Kollagen sorgt dafür, dass die Haut Feuchtigkeit speichern kann, außerdem straff und widerstandsfähig bleibt. Das Elastin erhöht die Spannkraft.

Um die Kollagenproduktion zusätzlich anzuregen, wird ergänzend auch mit Radiofrequenzenergie gearbeitet oder es werden weitere Wirkstoffe, die für einen zusätzlichen Verjüngungseffekt sorgen sollen, in die Haut gebracht. Dazu gehören zum Beispiel Hyaluronsäure oder Vitamin C. „Das Microneedling wirkt jedoch schon, ohne dass man einen Wirkstoff beifügt“, erklärt Prof. Dr. Claudia Borelli, Leiterin der Einheit für Ästhetische Dermatologie und Laser an der Universitätshautklinik Tübingen. Allerdings dauert es Monate und benötigt mehrere Sitzungen, bis erste Erfolge sichtbar werden.

Mehr zum Thema

Microneedling: Was der Beauty-Trend wirklich kann – und wo die Risiken liegen (2)

Verhilft Kollagen-Pulver wirklich zu strafferer Haut?

Wie läuft eine Microneedling-Behandlung ab?

„Ein Microneedling, das in der Klinik oder Praxis von einem erfahrenen Dermatologen durchgeführt wird, ist intensiver als das oberflächliche Needling, das im Kosmetikstudio angeboten wird“, sagt Borelli, die auch 1. Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Ästhetische Dermatologie und Kosmetologie (ADK) ist.

Bei ihr in der Klinik wird die Haut zunächst gereinigt und mit Desinfektionsmittel eingesprüht. „Und dann wird wirklich beherzt mit einem sogenannten Dermaroller über die Haut gerollert“, erklärt sie. „Eine Nadellänge von 1,5 Millimetern ist sozusagen der Klassiker fürs Gesicht. Bei sehr robuster Haut wie beim Männerrücken gehen wir auf 2,5 Millimeter. Und bei Brandnarben sogar auf bis zu 3,5 Millimeter.“

Dabei achtet sie in jedem Körperareal darauf: Wie viel Unterhaut hat die zu behandelnde Stelle? Und wie viel Fett? „Liegt unter der Haut vor allem Knochen, darf ich nicht so stark rollern, erreiche aber auch eben nicht ganz so gute Ergebnisse“, erklärt die Dermatologin. Ihrer Erfahrung nach funktioniert das Verfahren am besten an Stellen, die mit Gewebe unterlegt sind – wie dem Mund- und Wangenbereich oder der Kinnregion. Grundsätzlich funktioniert es aber im ganzen Gesicht und am Körper.

Mehr zum Thema

Microneedling: Was der Beauty-Trend wirklich kann – und wo die Risiken liegen (3)

Anti-Aging mit Licht – was LED-Masken wirklich können

Kann Microneedling wirklich Falten reduzieren?

Hollywood-Stars feiern das Microneedling als effektive Anti-Aging-Behandlung. Angeblich bekommt man durch die Anwendung eine deutlich frischere und straffere Haut – und das dauerhaft und ohne Operation. „Der ideale Patient für dieses Verfahren hat eher feine Fältchen und keine tiefen Furchen“, sagt Expertin Borelli. „Da sehen wir schon nach wenigen Behandlungen, wie sich die Hauttextur verbessert.“

Mehrere Studien und Metaanalysen belegen, dass Microneedling die Falten im Gesicht, am Hals und im Augenbereich reduzieren kann – sowohl mit dem klassischen Verfahren als auch in Kombinationen mit Radiofrequenz oder Wirkstoffen. Allerdings ist die Behandlung teuer und kostet – je nach Anbieter – mehrere Hundert Euro pro Sitzung. In der Regel sind mehrere Sitzungen notwendig.

„Dafür lässt die Wirkung nicht – wie beim Botox – nach ein paar Monaten wieder nach. Das, was man gewonnen hat an Verbesserung, das bleibt – aber man altert dann natürlich ganz normal weiter“, erklärt Dermatologin Borelli. Ihr Kollege Prof. Dr. Steffen Emmert, Direktor der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Venerologie der Universitätsmedizin Rostock räumt allerdings ein: „Haut ist nie gleich Haut. Wir sehen immer wieder Patienten, die das Gefühl haben, es hätte sich nichts verändert.“

Mehr zum Thema

Microneedling: Was der Beauty-Trend wirklich kann – und wo die Risiken liegen (5)

Anti-Aging: Was bringt Hyaluronsäure?

Kann Microneedling weitere Wirkungen haben?

Das Microneedling scheint nicht nur bei der Hautverjüngung, sondern auch bei vielen weiteren Hautproblemen helfen zu können. So zeigten sich zum Beispiel in einer kleineren Untersuchung nach drei Sitzungen positive Effekte bei der Behandlung von Dehnungsstreifen. Auch das Hautbild bei Aknenarben hat sich in Studien verbessert. Und sogar bei Haarverlust, der sogenannten Androgenetischen Alopezie, scheint das Verfahren zu helfen.

„Bei der Behandlung von Aknenarben bin ich sehr zufrieden mit dem Dermaroller – auch an Brust und Dekolleté und ohne Zusatzsubstanzen. Das wird durch die Behandlung keine Kinderhaut, aber sie wird besser“, sagt Prof. Dr. Christiane Bayerl, Direktorin der Klinik für Dermatologie und Allergologie an der Helios Klinik Wiesbaden. „Und bei der Verzweiflung, die Alopezie-Betroffene haben, verstehe ich auch hier den Einsatz der Maßnahme als Therapieversuch und bin dafür, die Maßnahmen weiterzuverfolgen. Aber da braucht es – wie bei den vielen weiteren möglichen Anwendungsgebieten – noch mehr und größere Studien.“

In seltenen Fällen übernimmt die Krankenkasse einen Teil der Kosten einer Microneedling-Behandlung. „Wir erleben das manchmal bei Narben, die durch Selbstverletzungen entstanden sind, und unter denen die Patienten psychisch stark leiden“, erzählt Expertin Borelli. „Diese gehen zwar nicht ganz weg, aber man erreicht durchaus eine sichtbare Verbesserung – und es gibt bislang außer der fraktionierten Lasertherapie leider keine Behandlungsalternative.“

Welche Risiken gibt es beim Microneedling?

Die meisten Patienten beobachten am Behandlungstag eine Rötung der Haut, manchmal spüren sie auch ein Brennen. Bei einigen bilden sich kleine Krusten und in seltenen Fällen auch mal Blutergüsse.

„Nach der Behandlung reagiert die Haut erst einmal empfindlicher auf Sonnenlicht“, sagt Experte Emmert. Man sollte daher eine direkte UV-Bestrahlung vermeiden oder auf einen guten UV-Schutz achten. Ansonsten besteht die Gefahr, dass sich die Haut braun verfärbt. „Um eine solche post-inflammatorische Hyperpigmentierung zu vermeiden, empfehle ich für vier bis sechs Wochen einen konsequenten UV-Schutz. Oder man verlegt die Behandlungszeit in den Herbst oder Winter“, so der Hautexperte.

Auch kann es zu Infektionen kommen sowie Entzündungen, Quaddeln, Pusteln, nässenden Wunden, allergischen Reaktionen und natürlich auch Schmerzen.

Für wen ist Microneedling nicht geeignet?

Patientinnen und Patienten mit bestimmten Hauterkrankungen sollten komplett auf Microneedling verzichten. „Bei bakteriell oder viral infizierter Haut darf die Therapie zum Beispiel nicht durchgeführt werden“, sagt Christiane Bayerl. Und bei Personen mit Erkrankungen mit Granulombildung oder dem Köbner-Phänomen ebenfalls nicht.

Mehr zum Thema

Microneedling: Was der Beauty-Trend wirklich kann – und wo die Risiken liegen (6)

Warum Dehnungsstreifen entstehen und was dann helfen kann

Wie effektiv sind Microneedling-Anwendungen für zu Hause?

Es gibt verschiedene Microneedling-Geräte, die man zu Hause nutzen kann („Micro Infusion“). Auch sie versprechen, die Zellregeneration zu stimulieren, die Poren zu verfeinern, Haarwuchs anzuregen sowie Pigmentflecken und Narben zu verbessern.

„Meiner Meinung nach gehört eine solche Behandlung aber immer in die Hände eines erfahrenen Therapeuten“, sagt Hautexperte Emmert. „Sonst besteht zum Beispiel die Gefahr, dass der Pen oder Roller zu fest aufgedrückt wird oder die Anwendung zu häufig durchgeführt wird, sodass zu viele Verletzungen entstehen. Dann könnten in der Folge sogar Narben bleiben.“

Möglich ist aber auch, dass die Behandlung gar keinen Effekt hat. „Manchmal sagen meine Patienten: ‚Ach, das habe ich schon zu Hause versucht!’ Und dann erkläre ich, dass man bei der Selbstanwendung und mit kürzeren Nadellängen mit teilweise minderwertigen Geräten einfach keine guten Ergebnisse erzielen kann“, erklärt Expertin Borelli. „Da kann man sein Geld auch gleich anders ausgeben.“

Das könnte Sie auch interessieren

Microneedling: Was der Beauty-Trend wirklich kann – und wo die Risiken liegen (7)

Was jeder tun kann, damit die Haut langsamer altert

Microneedling: Was der Beauty-Trend wirklich kann – und wo die Risiken liegen (8)

Ästhetische Eingriffe: Unheimlich schön?

Microneedling: Was der Beauty-Trend wirklich kann – und wo die Risiken liegen (9)

So schützen Sie Kinderhaut in der Kälte
Microneedling: Was der Beauty-Trend wirklich kann – und wo die Risiken liegen (2025)

References

Top Articles
Latest Posts
Recommended Articles
Article information

Author: Lilliana Bartoletti

Last Updated:

Views: 5925

Rating: 4.2 / 5 (53 voted)

Reviews: 92% of readers found this page helpful

Author information

Name: Lilliana Bartoletti

Birthday: 1999-11-18

Address: 58866 Tricia Spurs, North Melvinberg, HI 91346-3774

Phone: +50616620367928

Job: Real-Estate Liaison

Hobby: Graffiti, Astronomy, Handball, Magic, Origami, Fashion, Foreign language learning

Introduction: My name is Lilliana Bartoletti, I am a adventurous, pleasant, shiny, beautiful, handsome, zealous, tasty person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.